Warum ich meine Tochter nicht heile.

Ich hatte vor ein paar Tagen ein Gespräch mit einer Yoga-Lehrerin, um nach Übungen für die Rückenproblematik meiner Tochter zu fragen.

Sie wusste nicht wirklich was dazu, sagte aber am Ende zu mir: „Denk daran, dass du es auch für sie machen kannst. Stell dir vor, wie ihre Wirbelsäule ganz gerade ist, das hilft auch.“

Und meine Güte bin ich in den Widerstand gegangen. Der Widerstand war nicht gegen das Visualisieren, sondern, dass ich es für meine Tochter machen soll.

Es hat mich an eine Situation vor 10 Jahren erinnert, ich war in einem Kurs, um den Umgang mit der Rute zu lernen. Es ging darum, ob man es ungefragt für andere machen darf, und ich habe es abgelehnt. Ein Teilnehmer konnte nicht verstehen, warum ich nicht mal für meinen Mann testen wollte. Für mich war klar, dass es nicht meine Aufgabe ist.

Genauso spüre ich es jetzt wieder bei meiner Tochter.

Diese Rückengeschichte ist ihre Geschichte. Sie ist noch jung und braucht mich an ihrer Seite, um mit ihr durchzugehen, ihr Hilfe zu geben und meine Meinung zu geben, bis sie sich ihre eigene Meinung bilden kann.

Aber ich kann ihre Heilung nicht übernehmen.

Ich darf ihre Heilung nicht übernehmen.

Es ist ihre Aufgabe, ihr Rücken und ihre Verantwortung.

Die Verantwortung ist ein enger Grat bei unseren Kindern und es gibt keine klaren Grenzen, bis wann, was in Ordnung ist. Ich sehe es als meine Aufgabe, sie bei ihren Rückenübungen anzuleiten und zu kontrollieren, zu erinnern, wenn sie sie vergessen hat, Möglichkeiten zu finden, es ihr angenehmer zu machen und sie zu trösten und ihr beizustehen, wenn sie verzweifelt.

Ich werde ihren Rücken aber nicht gerade bekommen. Das kann sie nur selbst.

Ich sorge dafür, dass sie den Raum hat, sich zu heilen.

Nicht mehr oder weniger ist meine Aufgabe.

Gleichzeitig habe ich dabei das Vertrauen, dass sie es schaffen kann – ich kenne kein Kind, dass so verbissen an etwas arbeitet, wenn sie es sich in den Kopf gesetzt hat.

Wenn sie zu mir kommt und möchte, dass ich „Hände auflege“ mache ich das gerne und visualisiere dabei. Allerdings ist es dann mit ihrer Erlaubnis (und das macht das Arbeiten so viel einfacher!).

Aber wenn ich es einfach so visualisieren würde, würde ich ihr ihre Lernerfahrung wegnehmen.

Es ist hart, als Eltern danebenzustehen und nicht einzugreifen, dem Kind die Situation nicht abzunehmen, sondern (mit Unterstützung) selbst lösen zu lassen. Doch gleichzeitig ist es so notwendig, wenn wir möchten, dass unsere Kinder zu großartigen Erwachsenen werden.

Unsere Kinder haben sich Situationen und Lernerfahrungen ausgesucht, genauso wie wir.

Wenn wir sie ihnen abnehmen, behindern wir ihre Entwicklung und tun das Gegenteil von dem, was wir eigentlich wollten. Wir helfen ihnen nicht, sondern schaden ihnen.

Vielleicht ist es an der Zeit aufzuhören, die Leben unserer Kinder richten zu wollen und anzufangen, auszuhalten, dass wir nur unterstützen und von der Seitenlinie aus anfeuern. Ins Vertrauen zu gehen, dass unsere Kinder selbst stark und begabt genug sind, sich den Widrigkeiten des Lebens zu stellen und daraus wichtige Erfahrungen zu ziehen.

Auch wenn es für uns momentan keine leichte Situation ist und ich mir definitiv eine andere Erfahrung für sie gewünscht hätte, weiß ich, dass es ein Teil von ihr ist, den ich ihr nicht abnehmen darf.

Ich muss daran arbeiten, es auszuhalten und nicht einzugreifen.

Es ist so schwierig, unseren Kindern nicht alles abzunehmen und ihre Probleme für sie zu lösen. Aber genau diese Probleme formen unsere Kinder und lassen sie die Erfahrung machen, die sie benötigen.

Natürlich hilft mir dabei, dass ich ihren Seelenplan kenne und weiß, dass sie mit einer Polarität arbeitet, die Schönheit-Hässlichkeit heißt. Das Erkennen, dass wahre Schönheit von innen kommt, egal wie gerade oder schief ihr Rücken ist, ist ein Punkt auf ihrem Seelenplan, den ich nicht abnehmen darf.

Aber auch wenn ich das nicht wüsste, habe ich gelernt, dass wir alle unsere Erfahrungen brauchen.

Ganz egal, ob es das eigene Kind oder eine nahestehende Person ist: Wir müssen darauf vertrauen, dass sie genug Kraft haben, es zu bewältigen.

Wir können ihnen helfen, diese Kraft in sich zu finden und sie bestärken. Mehr können und dürfen wir aber nicht tun.

Es ist ihr Leben und ihre Erfahrung. Wir dürfen ihnen diese Erfahrungen nicht abnehmen, da sie zu ihrem Leben gehört und sie formt und wachsen lässt.

Das als Eltern auszuhalten, ist unglaublich schwierig und an einer Stelle dürfen wir eingreifen – bei uns selbst.

 

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