Eine weitverbreitete Annahme ist, dass spirituelle Fähigkeiten gegeben sind – oder eben nicht.
Es gibt so viele, die glauben, dass man mit spirituellen Gaben geboren wird und sie einfach vorhanden sind. Wenn die spirituellen Gaben bei einem selbst dann nicht einfach das sind, glaubt man schnell, dass man nicht ausgewählt ist und überlasst das Feld lieber anderen.
Wir alle haben ein spirituelles Potenzial, aber die wenigsten von uns nutzen es. Kaum jemand wird mit Fähigkeiten geboren, die meisten erarbeiten es sich.
Der Unterschied zwischen jemand mit spirituellen Fähigkeiten und jemand „ohne“ spirituellen Fähigkeiten ist die Zeit und Energie, die in den eigenen Wachstum investiert werden.
Es gibt vielleicht unterschiedliche Neigungen, andere Ausrichtungen oder verschiedene Schwerpunkte, aber jeder Mensch hätte das Potenzial spirituell tätig zu sein.
Auch wenn wir alle das Potenzial haben, spirituell tätig zu sein, entscheidet sich nicht jeder dafür. Und das ist vollkommen in Ordnung!
Nicht jeder kann oder will sich für die Spiritualität entscheiden. Nicht jeder will sich tiefer mit sich selbst beschäftigen und die Blockaden auflösen, die zwischen uns und unserer Spiritualität stehen (denn in den meisten Fällen ist es schlichtweg Zweifel, der uns kleinhält).
Jeder kann es, wenn er es ausprobiert. Es gibt immer welche, die schreien, sie könnten nicht kochen, aber oftmals ist schlichtweg fehlende Motivation, es auszuprobieren. Der Großteil von uns kocht solide, aber wir haben unterschiedliche Ansätze oder Schwerpunkte (der eine brät brillante Steaks, der andere ist ein Gemüsegenie). Wir sehen, was die anderen machen, schauen uns etwas ab, aber bleiben bei dem, was wir mögen.
Dann gibt es die Köche, die es beruflich machen und die oberste Spitze bilden die begnadeten Spitzenköche.
Aber auch ohne Spitzenkoch zu sein, können wir uns täglich versorgen und unser Essen zubereiten.
Mein Bruder ist Koch und der größte Unterschied zwischen uns ist, dass er einfach viel mehr Übung hat als ich. Er kocht seit Jahrzehnten täglich den ganzen Tag, er hat so viel mehr Zwiebeln geschnitten als ich und kennt Geschmackskombinationen, die ich noch nie gehört habe.
Natürlich kocht er besser, da er einfach viel mehr Übung hat.
Aber deswegen ist mein Essen nicht weniger wertvoll.
Genauso ist es mit Spiritualität.
Es gibt ganz viele, die sagen, sie können es nicht und nicht bereit sind, sich damit auseinanderzusetzen.
Dann gibt es einige, die bereit sind zu lernen, Dinge probieren und auf der Suche sind, was ihr Ding ist.
Dann gibt es die Riege, die es beruflich macht, weil sie einfach mehr Erfahrung gesammelt haben.
Und dann gibt es die „Elite“, die ihre Kanäle weit offen haben – und trotzdem üben!
Die wirklich großen spirituellen Lehrer haben trotz ihrer Begabung Kurse besucht, stundenlang meditiert, ihre Zweifel angeschaut und arbeiten täglich an sich selbst.
Niemanden wurde etwas geschenkt. Alle arbeiten auf ihre Art und Weise an sich und versuchen ihren Weg zu finden.
Wir sehen oft die anderen, wie gut sie etwas machen und sehen nicht, wie viel Arbeit dahintersteckt. Nicht ersichtlich ist die Zeit und Energie, die in eine Fähigkeit gesteckt wurde, da wir nur das Endprodukt sehen.
Es ist egal, um welchen Bereich es geht, Sport, beruflichen Erfolg, musikalische Fähigkeiten oder Spiritualität.
Je mehr du investiert, desto mehr wirst du herausbekommen.
Es ist in Ordnung, nicht zu investieren und sich anderweitig zu beschäftigen, aber sich einzureden, dass man nicht talentiert genug ist, ist Quatsch.
Wir alle könnten in fast jedem Bereich richtig erfolgreich sein, wenn wir unsere Energie und Aufmerksamkeit dort fokussieren würde.
Etwas, das ich immer wieder höre, ist die Frage, ob spirituelle Fähigkeiten verkauft werden dürfen. Die Aussage „Wenn ich solch eine Gabe hätte, würde ich niemals Geld dafür verlangen“ geht immer wieder durch die spirituelle Szene.
Doch es geht hier nicht um die „Gabe“, sondern um die Zeit, Energie und auch Geld, das investiert wurde, um das Potenzial so entwickeln, dass es den Anschein einer „Gabe“ hat. Spirituelle Fähigkeiten sind eher ein Handwerk, das mittels Erfahrung geschliffen und ausgebaut wurde.
Natürlich darfst du dafür Geld verlangen, denn du verkaufst deine Zeit und deine Energie.
Wir bezahlen alle anderen für ihre Dienstleistungen, aber bei Spiritualität sollen plötzlich andere Regeln gelten?
Es gibt Stylisten, Innenarchitekten oder Musiker, die ein „Gefühl“ für etwas haben, was wir auch als Gabe interpretieren könnte. Doch arbeiten die umsonst? Auch sie helfen, anderen bei Problemen und nutzen ihre natürliche Veranlagung, die sie trainiert und ausgebaut haben. Niemand würde erwarten, dass sie umsonst arbeiten (es macht ihnen doch bestimmt auch Spaß!), also warum solltest du jedem deine spirituellen Fähigkeiten anbieten ohne Gegenleistung?
Um dein spirituelles Potenzial zu entwickeln und auszubauen, ist es notwendig, Zeit und Energie zu investieren.
Hier ist es hilfreich, erst einmal Klarheit zu schaffen.
Wie viel Zeit und Energie investiert du in deine spirituelle Entwicklung? Wie viel Raum hat dein spirituelles Wachstum in deinem Leben? Hast du regelmäßig Zeit und Raum, dich mit dir selbst hinzusetzen? Hast du eine spirituelle Routine? Hat deine spirituelle Entwicklung Priorität oder steht sie hinter allem anderen?
Setzt du gelernte um? Oftmals besuchen wir Seminare oder hören uns Vorträge an, nutzen das Wissen aber nicht oder nur für kurze Zeit und verlieren schnell das Interesse. Wie kannst du das Gelernte anwenden und in deinen Alltag einbauen?
Falls du (noch) keine Klienten hast, um das Gelernte anzuwenden, nutze es für dich selbst! Sei selbst dein bester Klient – die Arbeit an uns selbst wird so massiv unterschätzt.
Kultiviere Vertrauen in deine Führung. Ganz viel passiert, wenn wir aufhören, kontrollieren zu wollen und alles aus dem Kopf zu steuern und ins Herz und Vertrauen kehren.
Lass dir niemals einreden, dass du nicht gut genug bist und dein spirituelles Potenzial nicht ausreicht.
Im Leben ist fast alles mit genug Übung erreichbar und das gilt auch für Spiritualität.
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