Fuck the moon

Vorab: ich habe kein direktes Problem mit dem Mond. Ich habe ein Problem damit, wie er, und vieles anderes als Ausrede verwendet wird. Während ich bei meinen Business-Freundinnen einen kleinen Zusammenbruch deswegen hatte, wurde die Phrase „Fuck the moon“ geboren und sie beschreibt unwahrscheinlich gut, was

ich fühle.

Aber von Anfang an:

Ich bin seit 10 Jahren in der spirituellen online Szene unterwegs, habe mich aber vor 3 Jahren massiv daraus zurückgezogen. Durch meine Arbeit mit Klienten bekomme ich aber immer noch sehr viel mit und lässt mich oft wütend, genervt und auch hilflos zurück.

Die Situationen, die ich sehe und höre, erinnern mich ganz stark an mich früher und vielleicht ist das alles ein Reifeprozess, durch den wir durch müssen, um näher zu uns selbst zu kommen.

Was mich wirklich an der spirituellen Szene nervt, ist ihre Toxizität, ihre Überheblichkeit, ihre Besserwisserei, ihre Abwertung und Schuldzuweisung auf alles andere.

Genau die Sachen, von denen die meisten sagen, dass sie das ja nicht tun, weil sie superspirituell sind.

Während das Ego als der Todfeind dargestellt wird, wird gleichzeitig alles getan, um zu beweisen, dass man besser, weiser, lichter, intuitiver und begabter ist als die anderen.

Man erklärt anderen, dass die eigene Wahrheit die Richtige ist und folgt „spirituellen Lehrern“, ohne zu hinterfragen, ob es Sinn ergibt, was sie erzählen.

Auch wenn viele den spirituellen Weg beginnen, um näher zu sich kommen, entfernen sie sich immer weiter von ihrer Wahrheit, weil sie den Erzählungen anderer mehr trauen als sich selbst.

Spiritualität wird ein Accessoire, dass man der Identität zufügt, als ein wirklicher Wachstumsprozess.

Ich finde es schwierig, wenn manche tönen, wie großartig ihre Arbeit ist, was sie nicht alles sofort erkennen, wie klar sie die Aura lesen können und wie fantastisch sie sind.

Ganz ehrlich, früher war ich davon manchmal eingeschüchtert, wenn ich hörte, wie fantastisch sie arbeiten. Mittlerweile warte ich, ob ich Ergebnisse sehe. Mehr als einmal habe ich gesehen, dass die Arbeit nicht großartig war (und ja, ich urteile. Solange wir Urteile verwenden, um unsere Wahrheit zu lokalisieren und nicht, um uns besser als der andere zu fühlen, sind sie für mich vollkommen in Ordnung).

Das schöne Sprichwort „Worte zeigen, wie jemand gerne wäre. Taten zeigen, wie er wirklich ist.“ finde ich hier sehr treffend.

Spiritualität und Entmachtung

Viele wollen Spiritualität nutzen, um in ihre volle Kraft und Stärke zu kommen. Gleichzeitig wird aber so viel der eigenen Macht an andere und Unsichtbares abgegeben, dass man sich nur noch die Haare raufen kann.

Merkur Retrograde ist ein fantastisches Beispiel, wie sehr wir unser Leben von Unsichtbaren regieren lassen. Ich kenne zu viele, die in dieser Zeit keine Verträge abschließen oder entsetzt waren, dass ich Ausbildungen während der Merkur Retrograden abhalte. Ich stimme meine Geschäfts- und Lebensplanung nicht auf astrologischen Vorhersagen ab und ich hatte noch nie Probleme damit.

Wenn bei mir die Technik versagt, schaue ich nicht, wie welche Planeten stehen, sondern scanne das System und behebe den Fehler. Ich bin schlichtweg nicht bereit, Planeten oder Energien eine so mächtige Stellung in meinem Leben zu geben.

 

Gleichzeitig wird so viel Anerkennung im Außen gesucht, und man strebt danach, als etwas Besonderes wahrgenommen zu werden. Und wenn die Geister und Energien jemand aussuchen, durch einen zu sprechen, versöhnt es damit, dass man von der Umgebung nicht als so Besondere wahrgenommen wird, wie man es sich wünscht.

Ich erinnere mich an Zeiten, als ich alles dafür getan hätte, von meiner Mentorin zu hören, dass ich etwas gut gemacht habe oder talentiert bin. Ich wollte unbedingt von außen hören, wie großartig ich bin.

Das Spannende ist, wenn mir jetzt jemand sagt, wie fantastisch meine Arbeit ist, bedanke ich mich, aber es hat keinen großen Wert mehr für mich. Zum einen weiß

ich, dass es nicht „meine“ Arbeit ist, zum anderen benötige ich die Anerkennung nicht mehr, da ich sie in mir selbst gefunden habe.

Dann gab es die Zeit, als ich unbedingt sehen und hören wollte, damit es „real“ ist und ich darauf vertrauen könnte. Heute bin ich unglaublich dankbar, dass mein stärkster Kanal nach wie vor Fühlen und Wissen ist. Ich sehe, wenn es nötig ist, und bin so froh, dass ich nicht höre – da ich mir generell nicht gerne etwas sagen lasse, würden mich unsichtbare Stimmen hauptsächlich nerven.

Ich weiß, dass viele durch diese Phase gehen und bin überzeugt, dass es zwei Beweggründe gibt. Zum einen der Wunsch der Sicherheit, etwas Handfestes zu haben, Beweise, damit man nicht „glaubt“ und vertrauen muss. Zum anderen ist es der Wunsch ist, etwas Besonderes sein zu wollen und endlich die Anerkennung zu bekommen, die uns bisher verwehrt blieb.  Doch statt mit Meditationen und Energiearbeit zu versuchen, den Kanal zu öffnen, wäre es ein leichterer Weg, den Wunsch nach

Anerkennung in uns anzuschauen.

Spiritualität als Ablenkung

Manchmal habe ich den Eindruck, dass Spiritualität als Ablenkung benutzt wird, um sich nicht wirklich mit sich selbst zu beschäftigen.

Es wird sich nur auf das Gute und das Licht konzentriert und wir ignorieren unsere Schatten und Makel.

Viele sind so auf ihre spirituelle Entwicklung fokussiert, dass das reale Umfeld vergessen oder auch der Körper vernachlässigt wird. Man beschäftigt sich nicht mehr mit Problemen im Außen, sondern ignoriert Dinge, die man relativ einfach lösen könnte.

Gerne wird auch empfohlen, dass man keine Zeitung oder Nachrichten mehr sehen sollte, da es die Energie runterzieht, wenn man die negativen Schlagzeilen

sieht.

Ganz ehrlich: wenn du dich nur gut fühlst, wenn du mit Einhörnern und Zuckerwatte umgeben bist, ist deine Spiritualität für die Katz.

Spiritualität hilft uns, mit schlechten und schlimmen Dingen umzugehen und Lösungen zu finden. Es geht darum, die Kraft und Stärke zu gewinnen, weiterzumachen und im Vertrauen zu bleiben, egal welche Steine dir im Weg liegen.

Doch zu oft wird vermittelt, dass keine Steine mehr im Weg liegen, wenn du nur spirituell genug bist.

Der Umkehrschluss ist, dass du nicht spirituell genug bist, nicht gut genug bist, wenn du noch Steine im Weg liegen hast oder wenn nicht alles passiert, wie du es dir ausgemalt hast.

Unser Leben hier ist aber keine Fantasiegeschichte, die wir uns ausmalen und in der alles rosarot ist.

Wir haben hier reale Leben. Spiritualität ist eine Möglichkeit, die wir nutzen können, Dinge und Zusammenhänge leichter zu verstehen und Resilienz zu entwickeln, mit den Unwägbarkeiten des Lebens umzugehen.

Die Steine im Leben werden nicht weggeräumt, indem wir weiter meditieren, chanten und visualisieren, sondern indem wir sie anpacken und aus dem Weg räumen.

Ich sehe Spiritualität als Persönlichkeitsentwicklung mit Engeln und Energien, die uns hilft, unsere Wunden zu heilen und unser Potenzial auszuschöpfen.

Wenn Spiritualität aber dazu führt, dass wir an uns zweifeln, uns als nicht gut genug ansehen oder anderen mehr glauben als uns selbst, dann sollten wir fragen, ob das sinnvoll ist.

Und dann kann es auch helfen „Fuck the moon“ zu sagen und das eigene Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, statt auf Hilfe von Engeln und besseren Planetenkonstellationen zu warten. Darauf zu hoffen, dass es das Universum für dich regelt, funktioniert nicht, und das erleben viele. Aber in dem Moment, in dem du die Sache selbst in die Hand nimmst und deinen Weg findest, fügt sich plötzlich ganz vieles.

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