Eine Frage, die dir zeigt, was dir wichtig ist.

Beitrag von 2017

Ich habe zwei Bekannte, die gerade vor Irma auf der Flucht sind. Während die eine schon vor einigen Tagen gepackt und geflohen ist, wollte die andere ausharren. Sie hat gehofft und gebetet und bis zum letzten Moment gewartet.

Ein Update von ihr war, dass sie jetzt gehen muss und gerade versucht, so viel wie möglich in ihr Auto zu packen.

 

Ich finde die Vorstellung, sein Hab und Gut zurückzulassen und nicht zu wissen, ob man es noch hat, wenn man zurückkommt, beängstigend. Sie hat ein wirklich schönes Haus, sehr geschmackvoll eingerichtet, viele persönliche Details und lässt alles zurück in dem Wissen, dass es sehr wahrscheinlich völlig vernichtet wird.

 

Als ich ihren Bericht las, drängte sich mir die Frage auf, was ich in so einem Fall mitnehmen würde. Du kennst bestimmt die Frage:

„Welche 3 Dinge würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?“ Das war mir immer zu abstrakt, zu sinnfrei.

 

Aber die Frage, was würde ich in mein Auto laden, wenn ich flüchten müsste, finde ich spannend.

Vor allem war sie für mich ganz klar zu beantworten.

 

Was würdest du in dein Auto laden?

 

Natürlich spielt die Autogröße auch eine Rolle.

Ich habe ein sehr kleines Auto – als Anhaltspunkt: es passt nicht mal ein Kinderwagen in den Kofferraum. Die Kinder nehme ich natürlich mit, die brauchen noch Kindersitze, die nochmal Platz wegnehmen. Mein Mann kommt selbstverständlich auch mit, also ist der Beifahrersitz auch schon belegt. Bleibt also nicht mehr

allzu viel Platz.

Was würde ich also mitnehmen?

1.      Ausweise, Papiere, Ordner

Ich weiß jetzt nicht, ob das für oder gegen mich spricht oder ich einfach zutiefst von der deutschen Bürokratie geprägt bin: als Erstes würde ich unsere Papiere einpacken. Ich debattiere noch mit mir, welche Ordner genau, aber ich bin schon bei etwa 6 angelangt.

 

Wenn ich genauer darüber nachdenke, sollte es vielleicht auch noch der Schuhkarton mit den Rechnungen sein – man muss dann ja der Versicherung die Schäden und Verluste nachweisen können.

 

2.      Kleidung

Als Zweites würde ich Kleidung einpacken. Ich habe nicht so viel Zeit und Energie damit verbracht, einen Kapselkleiderschrank (capsule wardrobe) zu erstellen, der nur aus Lieblingsstücken besteht. Ich glaube, dass eigene Kleidung aber auch ganz viel zum Wohlfühlen beiträgt, einen Teil der Persönlichkeit, des Ich-Fühlens stärkt, was man in so einer Ausnahmesituation auch wirklich benötigen kann. Meine Kleidung bekomme ich aber auch in eine kleine Reisetasche.

(Capsule Wardrobe: man reduziert die Anzahl der Kleidungsstücke und hat dafür Stücke, die sich untereinander kombinieren lassen. Manche reduzieren ihre Gesamtzahl an Stücken auf 33 oder 40 – inklusive Schmuck, Schuhe, Unterwäsche).

 

3.      Fotos

An Fotos habe ich erst mit einiger Verzögerung gedacht. Da wir mittlerweile sehr digitalisiert sind, reicht es eigentlich unsere elektronischen Geräte mitzunehmen. Mein Kinderfotoalbum ist aus Papier, steht im Wohnzimmer und würde wahrscheinlich vergessen werden.

 

Was ich definitiv vergessen würde: Ladekabel für das Handy und vermutlich Hygieneprodukte. So oft wie ich die Zahnbürsten der Kinder für den Urlaub vergesse, würde ich wahrscheinlich alles vergessen.

 

Da ja noch Kinderkleidung und Sachen von meinem Mann dazu kommen, wäre das Auto somit rummsvoll.

Meinen Kindern könnten sich wahrscheinlich gar nicht entscheiden, so dass sie jeweils ein Kuscheltier und eine Puppe mitnehmen dürften - ohne Zubehör!

 

Das wirklich Spannende daran finde ich, dass ich ja regelmäßig ausmiste und vielen Dinge habe, die mir wichtig sind. Nehmen wir etwa meine Bücher – da gebe ich kein einziges her! Aber ich würde jedes Einzelne zurücklassen – nicht mal meinen Kindle würde ich mitnehmen (und das, obwohl ich immer extrem viel gelesen habe). Viele Dinge, an denen jetzt mein Herz hängt, die ich nicht hergeben will, die ich BRAUCHE!, haben eigentlich nicht den Wert, den ich ihnen zugestehe.

 

Ja, viele erleichtern mir das Leben oder angenehmer, aber notwendig sind sie nicht.

 

Da für mich dies auch nur ein Gedankenspiel ist, habe ich keinerlei Probleme damit, all dies in Gedanken zurückzulassen. Wenn du aber in Realität damit konfrontiert bist, teilweise nur einen kleinen Koffer mitnehmen kannst und daran bist, all deine Besitztümer zu verlieren, ändert sich das natürlich. Trotzdem finde ich dieses kleine Gedankenspiel ganz spannend, um seine Prioritäten zu überprüfen.

 

Was würdest du mitnehmen oder zurückgelassen? Wie leicht fällt dir diese Entscheidung?

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