Schattenarbeit - lerne deinen Schatten kennen.


Was ist Schattenarbeit, welche Vorteile bringt es dir, deinen Schatten zu kennen und wie kannst du sie anwenden?

Kennst du das, das jemand etwas tut und du bist auf 180? Ein Verhalten regt dich tierisch auf, du findest das völlig unmöglich und kannst überhaupt nicht verstehen, wie jemand auf die Idee kommt, sich so zu verhalten?

Jedes Mal, wenn du heftig auf jemand anderen reagiert, meldet sich dein Schatten. Doch was ist ein Schatten überhaupt?

Vor einigen Jahren sprach ich mit einem Bekannten und er erwähnte Schattenarbeit. In mir stellte sich alles auf, sich mit seinen dunkelsten Seiten und Abgründen beschäftigen? Sich bewusst mit seinem Schlechten auseinandersetzen? Das machte mir so eine Angst, dass ich es sofort verdrängte. Ich wollte meine Schatten gar nicht genauer sehen. Vor kurzem ist mir die Schattenarbeit wieder über den Weg gelaufen. Mittlerweile fasziniert sie mich und ich wende sie mit großem Erfolg an.

Was ist Schattenarbeit? Was sind Schatten?

Unter Schattenarbeit versteht man das Entdecken seines Schattens, die dunklen, verborgen Anteile von dir, die dir verborgen sind – und dich trotzdem

beeinflussen. Wir alle haben Schatten und sind großartig daran, sie nicht zu sehen. Allerdings sehen wir sie in anderen Menschen und dort regen sie uns ganz

besonders auf.

Schatten sind Eigenschaften von uns, die wir abgespalten haben.

Verdrängte Eigenschaften, die uns nicht mehr bewusst sind.

Bei anderen fallen sie uns ganz extrem auf, wir finden es unmöglich und können gar nicht verstehen, warum sich jemand so verhält. Denn wir verhalten uns ja anders, da wir diesen Anteil ganz stark in uns unterdrücken.

Warum Schattenarbeit?

Schattenarbeit ist bestens geeignet, wenn du noch tiefer in dich blicken möchtest. Anstatt dich nur auf dein Licht und deine Stärken zu konzentrieren, schaust du dabei deine „schlechten“ Seiten an. Wir leben in einer dualen Welt und es gibt Licht und Schatten, gut und böse. Dieses Licht und Schatten, „gut“ und „böse“ gibt es auch in dir. Wichtig ist zu verstehen, dass dieses „Böse“ von dir bewertet wurde, du hast es als böse bewertet und daher versteckt. Dieses Versteck ist so gut und tief, dass du es nicht mal mehr selbst kennst. Erst die aktive Suche und Bereitschaft bringt dich zu deinen Schatten.

Es geht nicht darum, eine immer bessere Person zu werden. Das Ziel ist, dir deiner selbst mit allen Facetten bewusst zu werden. Das Ziel ist es, eine vollständige Person zu werden – mit allen Stärken und Schwächen. Eine völlige Annahme und Akzeptanz deiner selbst, so wie du bist.

Wie entstehen Schatten?

Schatten entstehen, indem wir Teile von uns verleugnen. Es kann sein, dass du für ein bestimmtes Verhalten geschimpft oder blamiert worden bist. Vielleicht hast du beobachtet, wie über jemand anderen hergezogen worden ist. Dir wurde auf eine Art und Weise vermittelt, dass dein Verhalten nicht in Ordnung ist, und du nicht mehr geliebt wirst, wenn du dich so verhältst. 

Manchmal weißt du auch, dass z.B. deine Gedanken oder Handlungen nicht in Ordnung sind oder entgegen deiner Erziehung stehen. Daher schiebst du sie weg, versteckst sie und schickst sie ins Schattenreich. Wenn du dann aber siehst, dass jemand genau das sagt oder tut, was du weggeschoben hast, wirst du mit Entsetzen, mit Ablehnung reagieren.

„Wie kann er es nur wagen!“

„Was bildet sie sich eigentlich ein?“

„Das geht ja gar nicht!“ 

Wie mache ich Schattenarbeit?

Schattenarbeit ist eine tiefe, ehrliche Auseinandersetzung mit dir selber. Am einfachsten kannst du damit beginnen, dass du beginnst, dein eigenes Umfeld und dich selber zu beobachten.

  • Überleg dir die Situationen, in denen dich jemand „triggert“. Trigger sind ein tolles Anzeichen für Schatten.
  • Suche dir eine Situation aus und überlege dir, was da passiert. Was macht diese Person, dass dich so ärgert? Wie verhält sie sich? Ist es etwas was sie sagt? Überlege dir, was es genau ist.

Wenn du diesen Triggerpunkt gefunden hast, kommt die eigentliche Arbeit.

  • Setz dich hin und überlege dir: wo bin ich so? Auch wenn du dieses Verhalten aktiv blockierst, kommt es in deinen Gedanken immer wieder durch. Finde den Punkt in dir, in deinem Verhalten und deine Gedanken, bei dem du genau dieses Verhalten zeigst oder die Gedanken denkst. Das ist dein Schatten. 

Du merkst, diese Arbeit erfordert totale Ehrlichkeit und Schonungslosigkeit. Sie ist aber der Schlüssel zur tiefen, inneren Wahrheit. Durch die Schattenarbeit kannst du dich auf einer völlig neuen Ebene kennenlernen und tiefer mit dir selbst verbinden. 

Wenn du dich jetzt fragst, was das jetzt eigentlich bringt:

Ich hatte lange Zeit ein absolutes Problem mit der AfD. Wenn du jetzt sagst, dass das doch völlig verständlich ist, muss ich dir ein wenig widersprechen. Ich bin richtig sauer geworden, habe versucht zu argumentieren und vor lauter Wut keine Worte mehr gefunden. Mir wurde schlecht und ich hätte am liebsten jeden, der auch nur etwas Positives von der AfD sagt, herausgeworfen.

Mir wurde klar, dass da ein Schatten sein muss, da ich so heftig reagiere. Ich musste mich sehr überwinden, mir das genauer anzuschauen. Ein Schatten in diesem Bereich bedeutet, dass ich tief in mir einen AfD-Sympathisanten haben muss oder vielleicht sogar einen Nazi? Ich, ein Nazi? Das kann ja nicht sein!

Mit viel Überwindung habe ich mir das dann genauer angeschaut und ja, ich habe meinen inneren Nazi gefunden. Ich bin erleichtert, dass er sehr klein ist und ich lange suchen musste, um die richtigen Gedanken zu finden – aber nichtsdestotrotz habe ich einen kleinen Nazi in mir. Das Spannende ist, dass ich sofort danach völlig gelassen über die AfD sprechen konnte, ich finde sie nach wie vor nicht gut, aber ich rege mich nicht mehr auf. Ich finde die gesamte Situation jetzt eher traurig. Wenn du anfängst deine Trigger zu beobachten und dann gezielt anschaust und annimmst, triggern sie dich nicht mehr.

Diese Gelassenheit und Selbsterkenntnis ist etwas, das ich definitiv mehr in mein Leben integrieren möchte. Die Ausstrahlung des Dalai Lamas finde ich da sehr erstrebenswert.

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